Das Autohaus Wichert ist das größte Autohaus Norddeutschlands mit ca. 1.400 Mitarbeitern an 23 Standorten.
Was ist passiert?
In den vergangenen Jahren ist das Autohaus Wichert zum größten Autohändler in Norddeutschland aufgestiegen und vertreibt Marken wie VW, Audi, Seat und Skoda. Es beantragte soeben ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Wichert selbst macht für die Krise vor allem die von VW verursachte Dieselproblematik verantwortlich, was sich in den drastisch gesunkenen Wiederverkaufswerten von gebrauchten Dieselautos zeigt. Zudem sieht Wichert in den vom VW-Konzern vorgegebenen „Service-Preisen“ ein Problem.
Vom Insolvenzgericht wurde als vorläufiger Sachwalter RA Dr. Sven-Holger Undritz berufen. Auf Seite des Autohaus Wichert sind die beiden Rechtsanwälte Prof. Dr. Gerrit Hölzle und Dr. Thorsten Bieg als Restrukturierungsgeschäftsführer eingestiegen.
In den öffentlichen Medien wird darüber spekuliert, dass der VW-Konzern einen Einstieg bei dem Autohaus Wichert als Investor prüft.
Wie ist die Kanzlei Rohé & Beck beteiligt?
Wir vertreten Käufer die bereits vorab ihren Kaufpreis gezahlt haben und nun auf die Auslieferung ihrer Fahrzeuge warten. Dazwischen kam es zum Insolvenzantrag.
Bislang heißt es von Seiten des Autohauses Wichert, man prüfe die Verträge, bis auf weiteres wird kein Auto herausgegeben. Hier ist es so, dass sich im Insolvenzverfahren der eingesetzte Insolvenzverwalter raussuchen kann, ob er Verträge, sofern diese von beiden Seiten nicht vollständig erfüllt sind, erfüllen möchte, oder eben nicht. Hier ist auch von Käuferseite der Kaufvertrag nicht vollständig erfüllt, weil er noch nicht im Besitz des Fahrzeuges ist. Üblicherweise wird ein Insolvenzverwalter die „Nichterfüllung“ wählen. Dann darf der Verwalter das Fahrzeug behalten und könnte es beispielsweise weiter verkaufen. Dem Käufer bleibt dann nur die Möglichkeit, seinen vorab gezahlten Kaufpreis als Insolvenzforderung zur Insolvenztabelle anzumelden und zum Abschuss des Insolvenzverfahrens auf eine (geringe) Quote zu hoffen.
Wir monieren für unsere Mandanten die Kenntnis der Geschäftsführung von der Krise und dem beabsichtigten Insolvenzantrag. Warum lässt die Geschäftsführung die Kunden in die Falle tappen und zieht sich dann aus der Affäre mit Verweis auf irgendwelche insolvenzrechtliche Regelungen zum Schaden der Kunden? Die Folge ist ein massiver Vertrauensverlust.
Update 27.02.2020
Zuletzt erhielten wir am 27.02.2020 von der Geschäftsleitung von Wichert folgende Mitteilung:
„Wir stehen aber in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem Konzern über eine Kulanzlösung, über die wir die Auslieferung des von Ihrem Mandanten bestellten Fahrzeugs darstellen können. Wir gehen davon aus, dass wir insofern bis Ende kommender Woche ein Ergebnis haben und geben Ihrem Mandanten dann entsprechend Bescheid.“
Es ist also durchaus möglich, dass bereits gekaufte Fahrzeuge zeitnah an die Kunden herausgegeben werden. Wir würden ein solches Ergebnis für unsere Mandanten begrüßen. Ob dies an weiteren Bedingungen oder Gegenleistungen der Kunden geknüpft ist, wird nicht weiter erwähnt. Wir werden Sie über die weitere Entwicklung informieren.
Falls Sie ebenfalls ein insolvenzrechtliches Problem haben, kommen Sie auf uns zu. Wir helfen Ihnen gerne.
Update 06.03.2020
Unsere Mandanten erhielten heute vom Autohaus Wichert telefonisch das OK der Auslieferung der Autos. Die Auslieferungen sollen in den nächsten Tagen erfolgen, sobald von der Geschäftsleitung die Freigabe hierzu kommt.